Erlöserkirche, Lustenau

In der Erlöderkirche Lustenau steht eine sehr große Krippe, die im Jahre 1944 gebaut wurde. Leider ist trotz intensiver Recherchen und Aufrufen nicht feststellbar, wer in diesen Kriegsjahren diese Krippe gebaut hat.

Im Jahre 1934 wurde beschlossen, im unteren Teil der Gemeinde, im „Dorf“ eine neue Kirche zu bauen. Tatsächlich konnte dann auch zu Weihnachten 1935 die erste Hl. Messe durch Pfarrer Dr. Baldauf gefeiert werden. Die Kirche war noch fast im Rohbau, jedenfalls war noch keine Innenausstattung eingebaut. 

Im Lustenauer Krippenverein wurden bereits im Jahr 1934 Pläne zum Bau einer Kirchenkrippe besprochen. In den kommenden Jahren ist in den Protokollen des KV Lustenau kein Hinweis mehr sichtbar, der auf Bestrebungen zum Bau einer Krippe für die neue Kirche hindeutet. Von Interesse ist noch, dass Ferdinand Riedmann bei der JHV vom 31.1.1937 in den Ausschuss des KV Lustenau gewählt wurde. 

Ein Jahr später, am 12.3.1938 kam es zur Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich. Der Staat Österreich wurde aufgelöst. Auch die Aktivitäten des Krippenvereines kamen völlig zum erliegen. Ein Jahr später, im Jahre 1939, wurde durch die Hitler-Diktatur der II. Weltkrieg ausgelöst.

 

Geschichte einer Krippe

Im Jahre 2007 wurden in alten Schachteln in einem Nebenkämmerlein der Erlöserkirche Rheindorf Krippenfiguren „wiederentdeckt“. Eine erste Prüfung der Figuren ergab ein überraschendes Ergebnis. Nach Aussagen von Fachleuten des Volkskunstmuseums Innsbruck handelt es sich um Figuren, die von akademischen Bildhauern geschaffen wurden. Weitere Details dazu später bei der Figurengeschichte.

Die dazu gehörende Krippe hat eine noch weit abenteuerlichere Geschichte erlebt. Zu Weihnachten 1973 wurde in der Erlöserkirche eine moderne Reliefkrippe, geschnitzt von Toni Moosbrugger, angeschafft. Sie soll damals ca. ATS 40.000,-- gekostet haben. Dieses Krippenrelief war einige Jahre in der Kirche zur Weihnachtszeit aufgestellt, ist aber von den Kirchenbesuchern nie richtig angenommen worden. So „verschwand“ das Relief wieder und wurde nur noch in einem Nebenraum der Kirche aufgestellt. Im Pfarrblatt „Begegnung“ vom Jänner 1974 ist zu lesen: „Alle Jahre wieder wurde der bisherige Krippenberg in unserer Kirche aufgestellt und mit den sehr wenigen Bewohnern besiedelt. Alle aufgestellten Kerzen und ausgelegten Zweige konnten die Mängel dieser Krippendarstellung nicht verdecken. So war es nicht verwunderlich, dass jedes Jahr eine ganze Reihe von Kirchenbesuchern zum Ausdruck brachte: Wir müssten eine neue Weihnachtskrippe haben ...“

Mit diesen heute unverständlichen Worten wurde die altgediente Krippe den Kirchenbesuchern abgesprochen.

Der damalige Mesner Elmar Moosbrugger „El-Moses“ (Bündtenstrasse 1) hat die alte Krippe nicht zerstört oder in den Müll befördert, sondern zu sich in die Tenne des alten Hauses geholt. Er war sich also der Wertigkeit dieser Kirchenkrippe im Jahre 1973 sehr wohl bewusst. Da der Mesner aber später die Wohnung wechselte, wurde ein neuer Platz für die alte Krippe gesucht. Über Initiative der Geschwister Anite und Fritz Schreiber wurde eine neue provisorische Bleibe gesucht. Die Modesalon-Damen Ernestine und Stefanie VETTER im Widum 15 waren sofort bereit, bei ihnen im leeren, nicht mehr genützten Stadel, die Krippe unterstellen zu lassen. Die Geschwister Schreiber haben dann die Krippe in einer buchstäblichen Nacht- und Nebelaktion ins Widum gebracht, wo diese dann an die 35 Jahre ihr kümmerliches Dasein fristen musste. Nun im Jahre 2007 ist über Gespräche der Familie Schreiber und Pfarrer Thomas Sauter und auch unter Mithilfe des Krippenvereines Lustenau die Krippe wieder „entdeckt“ worden. Nach einer notdürftigen Überholung wurde die Krippe in der Erlöserkirche zu Weihnachten 2007 wieder aufgestellt.

Mit den ebenfalls „wiederentdeckten“ Figuren hatte die Krippe wieder ihre angestammte Heimat gefunden.


Vorne an der Krippe ist eine kleine Tafel mit dem Hinweis auf das Baujahr 1944 angebracht. Im Innern der Krippe konnte ein Abschnitt aus einer Tageszeitung vom 31. Mai 1943 gesichert werden. Das Baudatum ist also zweifelsfrei geklärt. Noch völlig offen ist, welche Personen diese Krippe im Kriegsjahr 1944 gebaut haben. Dazu wurden bereits umfangreiche Versuche mit Aufrufen und Gesprächen mit älteren Personen geführt. Allerdings konnten keine weiteren Hinweise auf die Erbauer der Krippe gefunden werden.


Im Jahre 2008 wurde die Krippe durch ein fachmännisches Team des Krippenvereines Lustenau gründlich restauriert. Ein großes Problem waren die mit Holzwurm befallenen Teile. Verschiedene chemische Mittel haben diesem Schädling so zugesetzt, dass er, so hoffen die Krippenbauer Lustenaus, aus der alten Krippe nun endgültig verschwunden ist. Bei den Sanierungsarbeiten wurden auch wieder die alten Techniken, wie zum Beispiel die Verwendung von Perl-Heißleim, eingesetzt. Der große Krippenfreund Hans Hämmerle, Staldenstrasse, hat dazu monatelang seine alte Stickerei als Werkstätte zur Verfügung gestellt.


Die gesamte alte elektrische Beleuchtung war auf einem „lebensgefährlichen“ Stand und musste bei dieser Gelegenheit erneuert werden. Es kam zu einer kompletten elektrischen Neuinstallation der Beleuchtung. Dabei wurden auch neue Techniken (Zeit und Dauerschalter) eingesetzt.

Zu Weihnachten 2008 war die Krippe nun in altem Glanz in der Erlöserkirche zur Freude der Kirchenbesucher aufgestellt. Besonders zu erwähnen ist dabei noch, dass neben den „gefundenen“ Figuren auch eine Schafgruppe dazu gekommen ist. Diese Schafe, sind von Peter Hilber, Trins i.T. geschnitzt.

Drei neue Hl.Könige haben die Krippe noch wesentlich bereichert. Der bekannte Schnitzer Stefan Lanthaler in Fulpmes hat diese drei neuen Figuren im Stile der bestehenden Figuren nachgeschaffen.


Figurengeschichte

Auch die Krippenfiguren in der Erlöserkirche haben eine abenteuerliche Geschichte hinter sich. Im Jahre 2007, nach beinahe 35 Jahren, wurden in alten Schachteln in einem Nebenkämmerlein der Erlöserkirche-Rheindorf Krippenfiguren „wiederentdeckt“.

Durch eine Initiative des Krippenvereines Lustenau konnten diese Figuren nach so langer Zeit wieder das „Licht der Welt“ erblicken. Im Frühsommer 2007 wurden die Figuren zur Restauration und Reparatur nach Tirol gebracht, hatten die Figuren doch Einiges in der „Verbannung“ abbekommen. (Hände, Finger u.ä.)

Die Figuren sind ca. 36-38 cm hoch und schwach mit Wasserfarbe lasiert.


Bei Stefan Lanthaler in Fulpmes, einem bedeutenden Tiroler Schnitzer und Restaurator, wurden die Figuren restauriert und zum Teil auch kleinere Reparaturen gemacht. Wichtig war auch die fachlich fundierte Bestimmung des Schnitzers und das ungefähre Entstehungsjahr. Nach Stefan Lanthaler sind diese Figuren dem akadem. Bildhauer Josef STAUD, geschaffen ca. 1925, zuzuordnen. Diese Aussage konnte aber nicht bestätigt werden.


Neueste Nachforschungen haben nun ergeben, dass die Krippenfiguren zweifelsfrei von Prof. KUEN Walter (*9.10.1901 - +14.3.1984) geschaffen wurden. Nach Berichten aus der Familie Scheffknecht (ISCO Stickereiexporte, Isidor Scheffknecht & Co., Widum 18) war der Firmengründer Isidor ein Jass-Kollege des damaligen Pfarrers Josef Welte. Über eine Bitte von Pfarrer Welte, hat dann Isidor (*19.9.1875  + 5.7.1950) für die Kirchenkrippe hochwertige Figuren angeschafft. In den Familien Scheffknecht und Schlachter (Dr. Hermann Schlachter) gab es persönliche Beziehungen (Studienort Innsbruck) zum nachmaligen Prof. Walter KUEN. Dieser war akadem. Bildhauer und hat auch für eine Krippe der Fam. Schlachter (Heute im Besitze von Fam. Allgäuer Sabine, Feldkirch-Gisingen) Krippenfiguren geschaffen. Da Isidor Scheffknecht im Jahre 1950 verstorben ist, sind die Figuren noch zu Lebzeiten, d.h. also zwischen 1945 und 1950 von KUEN geschnitzt worden. Auch in der Familie Scheffknecht-Bösch (ISCO) steht eine von Vetter Hans gebaute Krippe, die mit Figuren von Prof. Walter Kuen ausgestattet wurde. Diese Figuren sind auch mit W.K. gezeichnet. In der Krippenausstellung 2007 des Lustenauer Vereins waren die „wiedergefundenen“ Figuren erstmals wieder nach beinahe 35 Jahren zu sehen.

Im Jahre 2008 wurden die Figuren durch Hl. Dreikönige (geschnitzt und gefasst von Stefan Lanthaler, Fulpmes) ergänzt. Hier im Bild der Mohrenkönig.

Weiters wurde die Krippe ergänzt und vervollständigt durch handgeschnitzte Schafe von Peter Hilber, Trins i. T..

Von KV Lustenau Mitglied Irmgard Hämmerle wurde dazu noch ein stimmungsvoller Hintergrund gemalt. 

 

Die restaurierte Krippe wurde erstmals vollständig zur Weihnachtszeit 2008 in der Kirche aufgestellt und wird seither jährlich zur Weihnachtszeit aufgestellt.