Pfarrkirche St. Peter und Paul, Lustenau

Die Krippe in unserer Mutterpfarre ist eine besondere Kostbarkeit. Wie die nachstehende Geschichte zeigt, ist die Krippe mit besonderen Persönlichkeiten der Krippenbewegung verbunden.

Älteste Spuren einer Krippe sind in der „Rosenlächer-Chronik“ zu finden. In einer Eintragung im Jahre 1802 ist zu lesen: „Zur Krippe, welche ich für Weihnachten dieses Jahres bei Herrn Jakob König in Wangen das Stück à 12 f malen ließ und wodurch ich die Vorige aus wenigen gekleideten Figuren bestehend erbaulicher zu ersetzten suchte“. Ergänzt und bestätigt wird dies durch Dr. Ludwig Welti im Lustenauer Heimatbuch I wie folgt: ... auf Weihnachten dieses Jahres eine neue Krippe aufstellen, da die altersschwachen Figuren und Vorstellungen von den Mäusen fast zerstört worden waren, und ersetzte sie durch schöne, die Geburt Jesu und die drei Könige darstellende Gemälde des Wangener Kunstmalers Jakob König .... Leider ist von diesen Altbeständen nichts erhalten geblieben.

Im Pfarrarchiv gibt es Inventarverzeichnisse von 1913 und 1921 (datiert) und ein Verzeichnis undatiert, dass aber vor 1892 (Gulden und Kreuzer) einzureihen ist. Im Inventarverzeichnis von 1921 gibt es eine sehr interessante Eintragung. Unter der lfd.Nummer 38 wird angeführt: Krippe  100.000,-- k (Kronen). Der angeführte Wert ist im Vergleich zu anderen Gegenständen sehr hoch, z.B. ist ein Festkelch mit 120.000,-- k und 9 Beichstühle mit gesamt 100.000,-- k bewertet. Es muss sich also um eine ziemlich hochwertige Krippe (mit entsprechenden Figuren) gehandelt haben! Offen ist die Frage, ob die heute noch vorhandenen Figuren bereits 1921 in einer sehr einfachen Krippe gestanden sind. Die hohe Bewertung ist Indiz dafür, dass es sich um mehrere wertvolle Figuren gehandelt haben muss. Der nachweisbare Bau einer Kirchenkrippe im Jahre 1925 (Seisl und Mathys in einem Kurs in Lustenau) sollte wahrscheinlich einen schöneren Rahmen für diese Figuren bringen. Die heute vorhandene Krippe, von Hans Vetter umgebaut, aber nicht in der Größe verändert, passt sehr gut zur Größe der Figuren, was diese Annahme stützen kann. Jedenfalls gibt es im Jahre 1921 in der Pfarrkirche St.Peter und Paul bereits eine hochwertige Krippe.

Im Dezember 1925 wird in Lustenau von Krippenbauer Hochw. P. Otto Mathis, Innsbruck, und Bildhauer Seisl, Jenbach, ein Krippenbaukurs gehalten. In der nachfolgenden Berichterstattung im „Krippenfreund März 1926“ ist zu lesen: ... unter ihrer werktätigen Mithilfe kamen 28 Krippelen zur Vollendung, darunter eine Krippe für die Lustenauer Pfarrkirche, die freilich im Schnellsiedertempo verfertigt wurde. Die Gesottenen waren die beiden Krippelemander selber, denn so viel geschwitzt wie in diesen drei  Tagen haben sie selten.  Dass in diesen drei Tagen eine Kirchenkrippe entstehen konnte, ist unwahrscheinlich. Es muss sich um eine sehr einfache Gestaltung gehandelt haben. Ein Zeitzeuge berichtet, dass Mitte der 30er Jahre bei „Schlossburs“ in der Schreinerei in der Kirchstrasse eine Krippe gebaut wurde. Die beiden Freunde Hagen Alfons „Schlossburs“ (1915-1942) und Hans Vetter (1914-1986), damals beide 19-20 Jahre alt, bauten eine Kirchenkrippe, so der Zeitzeuge. Noch heute ist die Bauweise dieser Zeit sichtbar. Alte Bretter bildeten den Boden und den Bergaufbau (von hinten heute noch sehr gut sichtbar) in der damaligen typischen Bauweise. Noch kleine, sichtbar verleimte Leinen-Stoffreste im Randbereich sind ein weiterer Nachweis für die alten Wurzeln. Hans Vetter begann Anfangs der 50er Jahre wieder zusammen mit Anton Waibel Krippen zu bauen. Am Höhepunkt des Schaffens von Hans Vetter, ca.1960-1970, wurde dann die Kirchenkrippe von St.Peter und Paul völlig umgebaut und erneuert. Leider ist nicht dokumentiert, zu welcher Zeit Hans Vetter diesen Umbau machte. Er dürfte auch allein gearbeitet haben, da keine weiteren Berichte erhalten sind.

Im Buch von Beno Vetter „Menschen am Strom“ Ausgabe 1968 gibt es einen verlässlichen Hinweis: Es geziemt sich, in diesem Zusammenhang ein paar Personen der Vergessenheit zu entreißen, die durch ihre Autorität und finanzielle Unterstützung das Rückgrat der Kongregation bildeten. Wer hätte nicht schon den Namen "Wanners Franz" gehört? Er war das zweitjüngste der vier ledigen Geschwister Grabher, die, obwohl ziemlich begütert, äußerst einfach lebten, dafür ihr Einkommen und einen Teil des Vermögens der Kirche und der Kongregation zur Verfügung stellten. Ihrer Hilfe ist der Bau des Kreuzschwesternhauses zu verdanken, sie waren Förderer der Pfarrkirche und stifteten die noch heute in Verwendung stehende Weihnachtskrippe dortselbst. 

Franz Grabher „Wanners Franz“ lebte von 17.5.1875 bis 11.5.1928. Damit ist gesichert, dass die Krippe insgesamt vor 1928 entstanden ist. Dies trifft ganz entscheidend auch die Figuren, deren Herkunft noch nicht geklärt werden konnte.

In der Weihnachtszeit 2006/2007 wurden von der Krippe eine zweiteilige Hirtengruppe und drei Schafe gestohlen. Da alle Figuren mit Fotos dokumentiert waren, konnten Gespräche mit der Pfarre über einen geschnitzten hochwertigen Ersatz geführt werden. Schon in Vorjahren, wann ist völlig unbekannt, war ein Flöte spielender Hirte „verschwunden“. Aber auch dafür gab es ein Foto. So konnte Stefan Lanthaler in Fulpmes beauftragt werden, die fehlenden Hirten nachzuschnitzen. Gleichzeitig wurden nach dem noch einzigen vorhanden Schaf als Muster von Peter Hilber in Trins 13 verschiedene Schafe geschnitzt. Eine wunderbare kleinere Herde, die im Jahre 2012 noch wesentlich um 21 weitere neue Schafe ergänzt wurde. Durch eine private Sponsoren-Aktion wurde diese Anschaffung möglich. Um all diese alten und neuen Figuren zu schützen, wurde 2008 vom Krippenverein eine sehr ansprechende Schutz-Verglasung eingebaut.

Im Jahre 2009 wurde die gesamte Krippe neu elektrifiziert und das für Krippenverein und Pfarre völlig kostenlos. Durch moderne Leuchtmittel kommen die künstlerischen Qualitäten der Krippe noch deutlich besser buchstäblich zum Leuchten. Sämtliche Figuren der Kirchenkrippe sind heute fotografisch und mit allen textlichen Daten dokumentiert.

Die Figuren sind in einem beeindruckenden Nazarener-Stil in Holz geschnitten. Die Fassungen der Figuren sind bis heute in allerbestem Zustande. Die Figuren (Familie und Hirten z.B.) haben eine Höhe von 31 cm, Figuren im Hintergrund (Hirtengruppe) ca. 16 cm. Nach allen gesicherten Quellen stammen die Figuren deutlich aus der Zeit vor 1930. 

Auffallend ist sicherlich der prächtige Dreikönigs-Zug mit einem Elefanten, einem Kamel und einem Pferd mit jeweils passenden Treibern. Die drei König sind auf Knien vor der Geburtsgruppe gestaltet. Insgesamt drei Engel bereichern die Figurenvielfalt noch bedeutend.

 

Noch hinzuweisen ist auf eine wunderbare Fluchtgruppe (Josef mit Maria auf einem Esel mit Jesukind), welche die jährliche Weihnachtszeit abschließen. Traditionsgemäß bleibt die Kirchenkrippe immer bis Maria Lichtmeß (2. Feber) aufgestellt.

Die Krippe wird von einem Team des Krippenvereines jährlich aufgebaut, betreut und wieder abgebaut.

Das Hintergrundbild ist leider in keiner Weise gekennzeichnet, weder mit Datum, noch mit einer Initiale, noch ein Name. Nach mündlichen Berichten über den Mesner Albert Holzer (Gründungsmitglied des KV Lustenau) soll die damalige Pfarrköchin (bei Pfarrer Dr. Baldauf) Franziska Kiegele (*13.12.1900) diesen Hintergrund gemalt haben. Im Jahre 1962 ist Fr. Kiegele angeblich nach Dornbirn übersiedelt und da verlieren sich deren weitere Spuren. Auch Nachforschungen im Diözesanarchiv haben keine weiteren Informationen zum Lebensweg der Franziska Kiegele gebracht.