Vielversprechende Krippenausstellung in Lustenau
Die diesjährige, Ende November stattfindende Krippenausstellung des Krippenvereins Lustenau bietet versierten Krippenfreunden aus Nah und Fern zwei besondere Highlights: Zum einen wird dem bedeutendsten Krippenkünstler aus Lustenau, Hans Vetter gedacht, zum anderen wird mit der Kirchenkrippe aus Rötenbach präsentiert, wie historische Krippen fachgerecht durch Krippenbaumeister generalsaniert werden können.
Der am 15. Juni 1914 geborene Krippenkünstler Hans Vetter wurde als drittes Kind einer Stickerfamilie in Lustenau geboren. Seine Mutter stammte aus Stanz bei Landeck in Tirol und legte ihm seine spätere Leidenschaft und sein Talent wohl schon in die Wiege. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Hans Vetter seinen ursprünglichen Beruf als Bäcker nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr ausüben und arbeitete bis zu seiner Pensionierung im grafischen Gewerbe. Im Jahre 1943 heiratete er Berta Hagen. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Seine Freizeit verbrachte Hans Vetter mit Arbeiten am Haus und im Garten und vor allem mit dem Krippenbau.
Nachdem bereits seine Großeltern und Eltern den Weihnachtskrippenbrauch pflegten, verwundert es nicht, dass der 11jährige Hans bereits 1925 einen Krippenbaukurs, der vom bekannten Tiroler Krippenbau- und Schnitzkünstler Johann Seisl geleitet wurde, besuchte. Erst nach 1945 erwachte in ihm jedoch jene Leidenschaft, die letztendlich Fundament für seine Pionierarbeit im Krippenwesen war. Gemeinsam mit Anton Waibel bot er ab 1949 bereits Kurse an und wurde 1954 zum Obmann des Lustenauer Krippenvereines gewählt.
Er leitete die Geschäfte des Krippenvereins bis zu seinem Tode am 7. September 1986 über 32 Jahre lang mit besonderer Umsicht und Freude am Krippenbau. Seine besonderen Krippen, die er mit sei-nem ihm eigenen Stil schuf, fanden im In- und Ausland große Beachtung. Davon zeugt vor allem der Wiederhall, den er 1964 beim Weltkrippenkongress in Salzburg und bei allen nachfolgenden, in Öster-reich stattfindenden Kongressen mit seinen Krippen fand. Auch 2012 konnten beim Kongress in Inns-bruck Werke von Hans Vetter bestaunt werden. Darüber hinaus fanden seine künstlerischen Leistungen auch in den USA, in Deutschland und der Schweiz regen Anklang.
Für diesen großen Liebhaber des Krippenbaus war das Mitwirken im Landeskrippenverband selbstverständlich. Mit der ihm eigenen Schaffenskraft übte er die Funktionen des Landeskrippenpflegers und des Verbandskassiers mit großem Elan aus. Die 1969 verliehene Ehrenmitgliedschaft des Landesverbandes und das goldene Ehrenzeichen des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs waren äußere Zeichen der ihm entgegengebrachten Anerkennung. Der Landesverband dankte dem „besten und aktivsten Krippenkünstler weit und breit“ („Krippenfreund“ 1974) 1984 mit der Verleihung des golde-nen Ehrenzeichens.
Als erster Vorarlberger absolvierte Hans Vetter im Jahre 1967 den von der damaligen Krippenschule des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs in Innsbruck ausgeschriebenen Krippenbau-Meisterkurs. Mit der Absolvierung dieses Meisterkurses wollte Hans Vetter sein ihm längst zu eigen gewordenes Können vertiefen und abrunden. Dieses Können gab er dann viele Jahre als Kurslehrer bei diesem Seminar in Innsbruck weiter. Für seine besonderen Verdienste im Krippenbau wurde ihm 1980 – als erstem Vorarlberger – der Titel „Krippenbaumeister“ verliehen.
Hans Vetter würde man heute wohl als „Allrounder“ bezeichnen. Seine große Stärke lag unter anderem in seiner Vielseitigkeit. In seinen Hintergrundbildern gelang ihm der Übergang von der Krippe in die dargestellte Landschaft so fließend, dass sich das Auge des Betrachters auf der Krippe verlor. Leider lag Hans Vetters Leidenschaft viel mehr im Bau der Krippen, so dass es nur wenige Hintergrundma-lereien gibt. Dennoch investierte er auch in diesem Bereich viel Zeit in die Perfektionierung seines Könnens und besuchte etwa 1981 einen Malkurs bei Dr. Franz Pernlochner IV. in Innsbruck. Erhalten sind bis heute aber zahlreiche Skizzen, die ihm als Grundlage für den Bau der Krippen dienten.
Ganz besonderes Talent legte Hans Vetter bei Schnitzarbeiten an den Tag. Aus Zirbenholz zauberte er filigrane Kunstwerke zum Ausschmücken der Krippen: Brücken, Stadtmauern, Steine, Mauerstützen und vieles mehr zeugen von seiner großen Fertigkeit. Experten bewundern auch seine Fähigkeiten beim Fassen der Krippen, die sie an der ihm eigenen Farbgebung mühelos erkennen.
Ein Meisterwerk seines Schaffens ist seine eigene Hauskrippe, die mit 2,4 m auf 1,8 m beachtliche Ausmaße annimmt und durch liebevolle Details besticht.
Darüber hinaus sind aber auch die originalgetreuen Nachbauten historischer Häuser beachtlich, mit denen etwa das Lustenauer „Amannhaus“ (aus dem 14. Jahrhundert stammend), die alte und schon längst im Original nicht mehr vorhandene „Gondili-Mühle“ sowie „Muoslis Irg’s Huus“ dargestellt und auf besondere Art und Weise der Nachwelt erhalten bleiben. Sämtliche Exponate befinden sich heute in renommierten Museen, wie etwa dem Vorarlberg Museum in Bregenz.
Ganz in der Tradition ihres großen Vorbildes beschäftigt sich der Krippenverein Lustenau neben dem anspruchsvollen Kursprogramm auch heute noch mit der Sanierung historischer Krippen. Eine ganz besondere Herausforderung stellt heuer die Kirchenkrippe aus Rötenbach dar.
Durch einen Hinweis gelangten die Krippenbaumeister aus Lustenau an die Information, dass in Rötenbach eine ganz besondere Kirchenkrippe mit einem Hintergrund von Franz Seelos jun. und Figuren von Simon Rendl aus Brixlegg ihr Dasein friste. Chronist Otmar Holzer und Ehrenobmann Erich Kirner stellten die notwendigen Kontakte her, um die 1939/1940 gebaute Krippe der behutsamen Restaurierung in Lustenau zuzuführen.
Die Krippe wurde 35 Jahre alljährlich auf- und abgebaut, bevor sie seit 1979 hinter Glas und elektronisch gesichert ausgestellt wurde. Durch den jahrelangen Auf- und Abbau waren Schäden entstanden. Außerdem gab es Wasserschäden und auch der Krippenberg lag im Argen. Die Botanik fehlte gänzlich.
Nachdem sich die verantwortlichen Kirchengemeinderäte von der Kompetenz der Lustenauer Krippenkünstler überzeugt hatten und auch die Finanzierung gesichert war, konnten sich die eifrigen Männer und Frauen mit Tatendrang und Elan an die große Aufgabe machen.
Die Krippe, die durch ihre 150 Schafe und einen besonders schönen Königszug mit sieben Kamelen auffällt, wurde in drei Teilen gebaut. Die Gesamtbreite beträgt ca. 2,95 m und die Tiefe ca. 1,51 m. Der linke Teil ist als Hirtenfeld gestaltet, während in der Mitte eine Geburtsgrotte mit einem Turm, Turm-Reststücken und einer Restmauer darstellt wird. Rechts im hinteren Teil ist ein aufwändiger Stadtbau dargestellt, der perfekt mit dem angrenzenden Hintergrund harmoniert. Die erhaltenen Inschriften lassen Vinzenz Mair, der in Axams in Tirol lebte, als Krippenerbauer identifizieren. Etliche Kamele des Königszugs sind mit dem Kürzel „A. Sp.“ versehen. Dabei handelt es sich um Alois Spielthenner, der ebenfalls aus Axams stammt. Das beeindruckende Hintergrundbild von Franz Seelos jun. aus Zirl besticht schon allein durch seine Maße. In fünf Teilen ergibt sich eine Länge von 5,4 m und eine Höhe von 1,0 m.
Für den Krippenberg wurde sehr wenig Leim, dafür aber umso mehr Nägel verwendet. Hohlräume wurden mit Tüchern und sonstigen Textilien gestopft und abgedeckt. Die Oberfläche wurde äußerst dünn beleimt. Für den Bau wurden besonders Kiefer-Rinden und Holzbrettchen verarbeitet. Der er-wähnte Stadtbau zeugt von hoher gestalterischer Kompetenz. Sämtliche Fenster sind etwa von innen mit kleinsten Spiegeln abgedeckt.
Bei der diesjährigen Krippenausstellung wird dieses Meisterwerk krippenbaulicher Handwerkskunst, das behutsam und detailgetreu von den Lustenauer Krippenbaumeistern saniert wurde und zudem eine umfangreiche historische Dokumentation durch Otmar Holzer erfuhr, dem interessierten Publikum präsentiert.
Damit garantiert die Krippenausstellung einen ganz besonderen Genuss für Krippenfreunde und ermöglicht auch einen ganz besonderen Meinungs- und Gedankenaustausch unter Fachleuten. Der Be-such sei daher allen Krippenfreunden ganz besonders ans Herz gelegt.