Sinerserkrippe, Lustenau
"Sinesis" Hermann ist mit einem Gehörschaden aus dem Zweiten Weltkrieg (Russland-Krim) ca. Ende 1944 heimgekommen. So wurde er nicht mehr an die Front abkommandiert und musste nur noch bei der Lustenauer HIGA Grenzdienst tun.
Wahrscheinlich schon vor Kriegsende hat Hermann mit dem Bau einer großen Krippe begonnen. In seiner Stickerei standen zwar zwei Stickmaschinen, die jedoch mangels jeden Auftrages völlig stillstanden. Auch sonst war keine Arbeit zu finden. So konnte Hermann mit aller Kraft an seiner Krippe arbeiten. Die benachbarte Schreinerei Xaver Unsinn war für ihn ein idealer Lieferant für Holz und Leim (Perlleim). Von Verwandten wird noch berichtet, dass er von Pfarrer Welte ein Buch von Dr. Willam "Leben Jesu" ausgeliehen habe. Darin waren auch orientalische Bilder enthalten. Diese dienten ihm jedenfalls als Anhaltspunkte für seine Krippe und vor allem auch seinen Hintergrund, der eine besondere Rarität und Besonderheit ist. Er besteht auch aus einem Kasten, in dem 12 Glühlampen à 25W (220V) mit insgesamt also 300 W eingebaut waren. Die Vorderseite besteht aus einer Sperrholzplatte, in die versch. Öffnungen für Sterne und Fenster gebohrt/gesägt waren. Anschließend wurde die Platte mit einer Leinwand überzogen und bemalt. Die Bemalung ist mit Pulverfarben und Heißleim erfolgt. Bei eingeschalteter Beleuchtung leuchten nun die kleinen Öffnungen für Sterne und Fenster durch. Mit raffinierten Seilzügen können noch zusätzlich die Schweifsterne für Geburtsgrotte und Dreikönigszug zu- bzw. aufgedeckt werden. Somit können die Sterne je nach Fortschritt der Weihnachtszeit beleuchtet werden. Allerdings hatte die ganze Beleuchtung einen Hacken. Die Glühlampen konnten nur ganz kurze Zeit eingeschaltet werden, da sonst eine zu starke Hitzeentwicklung entstanden wäre. Im übrigen wurden die Glühlampenfassungen von seinen Neffen überall zusammen gebettelt. Die verwendeten Elektrodrähte waren aus Aluminium! Ein "Monstrum" von einem Trafo hat dann noch für die niederspannige Beleuchtung von Hirtenfeuer und Stadt gesorgt. Zur ersten Nachkriegsweihnachten 1945 wurde die Krippe von Hermann erstmal aufgestellt und es wird sicherlich eine große Freude im Hause der "Sineser" in der Steinackerstraße 14 eingezogen sein.
Mit nur 56 Jahren ist Hermann dann sehr früh ledig gestorben (15.9.1957) und hat keine direkten Nachkommen hinterlassen.
Nach genau 60 Jahren wurde die Krippe nach einer Renovierung durch den Krippenverein Lustenau bei der Jubiläumsausstellung 2005 neu gezeigt und war ein Glanzlicht der Ausstellung.
Krippenbauer: Hermann Hämmerle ("Sinesis") * 1901, + 1957; Steinackerstraße 14, 6890 Lustenau
Baujahr: 1945
Figuren: 10-12cm Marolin
Hintergrund: gemalt von Krippenbauer Hermann Hämmerle
Besonderheit: Hintergrund mit Sternen Beleuchtungen - Schweifstern über Stall und beim Anzugsweg der Drei Könige sind händisch über Kurbeln verstellbar.